Grüner Strom für mehr als 30.000 Haushalte

Stadtwerke Marburg erhalten Zuschlag für Windenergieflächen auf Bürgelner Gleiche und Lichter Küppel

Das Foto zeigt Windkraftanlagen in Wehrda. Die Stadtwerke betreiben die dortigen Anlagen und haben Beteiligungen an regionalen Windparks (Symbolfoto: Stadtwerke Marburg, Karin Brahms).

Marburg. Damit die Energiewende gelingen kann, soll der Windkraft-Ausbau deutschlandweit vorankommen. Das gilt auch für den Landkreis Marburg-Biedenkopf, wo Windräder bereits vielerorts zum gewohnten Bild gehören und Bürgerinnen und Bürger davon profitieren. Ende 2023 hatte der Landesbetrieb HessenForst die Windvorranggebiete an der Bürgelner Gleiche und am Lichter Küppel zur Nutzung für Windenergie ausgeschrieben.

Das Ergebnis des anschließenden Bieterwettbewerbes steht jetzt fest: Die Stadtwerke Marburg haben in Bietergemeinschaft mit MAX Bögl mit ihren Plänen überzeugt und in der Konkurrenz mit anderen Bewerbern den Zuschlag erhalten. Damit kann das kommunale Unternehmen nun die ausgeschriebenen Gebiete zur Entwicklung, Bau und Betrieb von Windkraftanlagen nutzen, die sich aufgrund der dortigen Windverhältnisse dafür besonders gut eignen.

„Das Land Hessen hat die Bürgelner Gleiche und den Lichter Küppel als Windkraftflächen bestimmt und nun ausgeboten. Damit war klar, dass eine Bebauung kommen wird“, sagt Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Nadine Bernshausen. Es sei ein gutes Zeichen für die Region, dass die Stadtwerke Marburg den Zuschlag erhalten haben und nicht ein externer Investor. „Dadurch profitieren die Menschen direkt vor Ort von der umweltfreundlichen Stromerzeugung und die Wertschöpfung bleibt lokal erhalten. Die Mitarbeiter*innen der Stadtwerke haben hier Außergewöhnliches geleistet, um die Versorgungssicherheit zu stärken und die Wertschöpfung in der Region zu halten. Auch die Stadtwerke Marburg sind damit als regionaler Energieversorger leistungsfähiger aufgestellt.“

Windenergie ist dabei kein neues Thema für das kommunale Unternehmen, das bereits im Marburger Stadtteil Wehrda drei Windräder betreibt und Beteiligungen an regionalen Windparks hat. Wie Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Armbrüster erklärte, sind die neu geplanten Anlagen ein wichtiger Baustein für die lokale Energiewende.

„Wir wollen die regenerative Stromproduktion weiter steigern und setzen dafür auf Solarstrom und Windenergie. Die Planung neuer Windkraftanlagen markiert einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zu mehr umweltfreundlicher Energieerzeugung in der Region“, sagte der Geschäftsführer. Für die Umsetzung des neuen Windkraftprojekts soll die Stadtwerke-Tochtergesellschaft Erneuerbare für Marburg-Biedenkopf GmbH & Co. KG sorgen.

Grüner Strom für mehr als 30.000 Haushalte

Die Pläne der Stadtwerke sehen somit die Errichtung von fünf Windkraftanlagen auf dem Gebiet Bürgelner Gleiche und von zwei Anlagen auf dem Gebiet Lichter Küppel vor. Nach jetzigem Stand soll der Bau im Jahr 2028 abgeschlossen und die Anlagen betriebsbereit sein. Dem gehen die üblichen Genehmigungsverfahren und Gutachten voran. Eigens zu errichtende Leitungen und ein weiteres Umspannwerk sollen für den Stromtransport sorgen.

Ein einzelnes Windrad soll rund 175 Meter groß (Nabenhöhe) sein und über eine Leistung im Bereich der 7-Megawatt-Klasse verfügen. Die technisch weiterentwickelten Anlagen der neuesten Generation sollen im Betrieb besonders leise sein. Alle Anlagen zusammen würden insgesamt mehr als 50 Megawatt (MW) leisten.

Damit können nach Stadtwerke-Angaben im Jahresdurchschnitt rein rechnerisch mehr als 30.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden. „Das bedeutet, dass in etwa halb Marburg CO2-neutral gestellt werden könnte. Für die Klima-Ziele der Universitätsstadt Marburg wäre das ein großer Faktor“, verdeutlichte Christoph Drothler, Geschäftsführer der Erneuerbare für Marburg-Biedenkopf GmbH. Mit dem selbst erzeugten Strom könne zudem die Stadtwerke-Busflotte versorgt werden. Bis 2030 sollen nach aktuellen Plänen des Unternehmens insgesamt 55 Elektro-Busse auf Marburgs Straßen unterwegs sein. 

Bürger sollen finanziell beteiligt werden

Auch in finanzieller Hinsicht soll sich der Bau der Windkraftanlagen für Bürgerinnen und Bürger lohnen. Die Stadtwerke prüfen dafür verschiedene Beteiligungsmodelle, wie die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und einer Energiegenossenschaft oder die Auflage eines Sparbriefs ähnlich dem bekannten CO2-Sparbrief des kommunalen Versorgers. Bürgerinnen und Bürger sollen dadurch am erzeugten Strom direkt mitverdienen können.

Außerdem wird ein spezielles Bürgerstrom-Modell erwägt. Dieser regionale Stromtarif könnte für mehr Unabhängigkeit von den Energie-Großhandelsmärkten führen, wo sich die Preise zwischenzeitlich wegen globaler Krisen extrem verteuert hatten. „Die Stadtwerke haben in der Vergangenheit frühzeitig beschafft und können daher gute Endkundenpreise bieten. Mit der gesteigerten Eigenstromerzeugung aus Windkraft wären wir aber generell unabhängiger von schwankenden Marktpreisentwicklungen und könnten die damit verbundenen Vorteile an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben“, führte Stadtwerke-Geschäftsführer Armbrüster aus.

Über die Details der Windkraft-Pläne wollen die Stadtwerke in den kommenden Wochen und Monaten die Öffentlichkeit intensiver informieren. „Für Marburg und die Region bieten sich mit dem Vorhaben großartige Chancen. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger dabei mitnehmen und aufkommende Fragen beantworten“, sagte Alexander Sauer, Geschäftsführer der Erneuerbare für Marburg-Biedenkopf GmbH. Die ersten Termine für öffentliche Veranstaltungen und Informationsangebote sollen zeitnah bekanntgegeben werden.

Informationen im Internet: Erste Informationen zum Projekt sind unter www.stadtwerke-marburg.de zusammengefasst.

Hintergrund:

Bürgelner Gleiche und Lichter Küppel

Das Vorranggebiet Bürgelner Gleiche befindet sich im Bereich der nördlichen Lahnberge, das Vorranggebiet Lichter Küppel im Bereich der südlichen Lahnberge. Beide Gebiete sind Eigentum des Landes Hessen.

Stadtwerke Marburg GmbH

Selbstdarstellung des Unternehmens: Mit rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind die Stadtwerke Marburg (SWMR) der größte Infrastrukturdienstleister in der Region und für die Bürgerinnen und Bürger Ansprechpartner, Lieferant und Netzbetreiber in allen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge: Strom, Gas, Wärme, Wasser und Abwasser, Mobilität, Entsorgung und schnelles Internet. Darüber hinaus bewirtschaften die SWMR Parkraumflächen und -häuser, Gewerbeimmobilien, das Technologie- und Tagungszentrum und sind in der Messe-Veranstaltung tätig. Neben drei Windkraftanlagen, mehreren Blockheizkraftwerken sowie zwei Solarparks bewirtschaften die SWMR mit der Biogas- und Kompostierungsanlage in Cyriaxweimar zudem eine der größten Biogas-Produktionsanlagen Mittelhessens. Bereits seit 2009 werden Haushalts- und Gewerbekunden ausschließlich mit Ökostrom beliefert.

Max Bögl Wind AG

Die Windkraftanlagen in den Gebieten Bürgelner Gleiche und Lichter Küppel sollen gemeinsam mit der Max Bögl Wind AG entwickelt werden. Selbstdarstellung des Unternehmens: Die Max Bögl Wind AG vereint höchste Qualität, bewährtes Know-how und visionäre Ideen. Mit dem Hybridturm wurde ein innovatives und weltweit einzigartiges Serienprodukt für höchste Nabenhöhen für die Windenergie geschaffen. Umfangreiche Energiekonzepte für Unternehmen zur Eigenstromversorgung – wie die Realisierung eigener Wind- und PV-Anlagen, die Integration von Speicher- und Power-to-X Lösungen, der Direktvermarktung von Strom aus EEG-Anlagen, die Betriebsführung oder die gesamte Projektrealisierung – ergänzen das Leistungsspektrum. Mit langjähriger Erfahrung sowie Know-how im Bereich der erneuerbaren Energien geht die Max Bögl Wind AG individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden ein.